Sprache und Begriffsbildung im Chemieunterricht
Zwischen der Alltagssprache und der Wissenschaftssprache, die zur Kommunikation unter Fachleuten dient, ist die Unterrichtssprache angesiedelt, die unter Berücksichtigung der Umgangssprache eine exakte Verständigung zwischen Schülern und Lehrer im Fachgebiet ermöglichen soll und die dem Entwicklungsstadium der Schüler angepasst sein sollte. Ein wichtiges Ziel des Chemieunterrichtes ist es auch, die Schüler von der wenig präzisen Alltagssprache abzuholen und an eine korrekte Fachsprache heranzuführen, die im mündlichen wie im schriftlichen Bereich einen eindeutigen Umgang mit Zeichen, Zeichenfolgen, Begriffen, Formeln sowie Größen und Einheiten umfasst.
In der Chemie haben Zeichen bzw. Zeichenfolgen zusätzlich zur allgemeinen Sprache eine ganz bestimmte Bedeutung.
Was bedeuten z.B. die beiden Zeichen Cl in sprachtheoretischer Sicht?
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Die beiden Zeichen stehen für Chlor (sigmatischer Aspekt).·
Mit den beiden Zeichen ist ein inhaltlicher Aspekt (Bedeutungsfunktion) verbunden (semantischer Aspekt), z.B. stehen die beiden Zeichen für·
Die beiden Zeichen haben eine Signalfunktion (pragmatischer Aspekt) z.B. für·
Die beiden Zeichen haben in Zeichenreihen eine Bedeutung (syntaktischer Aspekt),
Der sigmatische Aspekt bezieht sich auf die eindeutige und umkehrbare Zuordnung von Zeichen bzw. Zeichenfolgen und Bezeichnetem. Man unterscheidet zwischen Symbolen, Namen und Termini (Fachbegriffen).
·
Symbole stehen für·
Namen stehen für·
Termini stehen für
Die Verknüpfung von Zeichen zu Wörtern (syntaktischer Aspekt) wird durch die
Rechtschreibung der jeweiligen Sprache bestimmt.
In der Chemie sind zusätzliche Wörter u.a. die Formeln.
Die Verknüpfung von Zeichen zu Namen von Stoffen erfolgt nach der Rechtschreibung und der
IUPAC-Nomenklatur.
Die Verknüpfung von Wörtern zu Sätzen erfolgt chemiespezifisch z.B. beim Aufstellen von
Reaktionsgleichungen.
Die Formeln sind nach der DIN 32641 festgelegt:
·
Elementarformeln (Verhältnisformeln) geben die in der Verbindung gebundenen Elemente und das Verhältnis der Elemente (Atomzahl- bzw. Ionenverhältnis) mit kleinstmöglichen ganzen Indizes an.·
Molekülformeln geben neben den Elementen die genaue Anzahl der Atome an.·
Konstitutionsformeln enthalten Angaben über die Verknüpfung der Atome untereinander.·
Strukturformeln beschreiben die zweidimensionale oder räumliche Verknüpfung der Atome oder Atomgruppen unter Kennzeichnung der Art der Bindungen. Man unterscheidet dabei in Elektronenformeln, Valenzstrichformeln, Skelettformeln.
Reaktionsgleichungen beschreiben nach DIN 32642 quantitativ eine
chemische Reaktion. Sie geben an, welche Teilchen in welcher Anzahl
(Mengenverhältnis) miteinander reagieren, und beschreiben eine chemische
Umsetzung von Art und Stöchiometrie der Reaktionspartner. Sie können ergänzt
werden durch Angaben zu den Aggregatzuständen oder Enthalpieänderungen.
Sollen bei der Beschreibung einer chemischen Reaktion die stöchiometrischen
Verhältnisse keine Rolle spielen, darf man nicht von einer Reaktionsgleichung
sprechen sondern sollte den Begriff Reaktionsschema verwenden. Diese
beschreibt eine chemische Reaktion lediglich qualitativ. Statt Formeln können
auch nur die Namen der Verbindungen benutzt werden (z.B. Wortgleichung im
Anfangsunterricht).
Die Begriffsbildung ist eine zentrale Denkoperation im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess und wird mit einer Definition beendet (z.B. die Begriffe für Säuren und Basen, Oxidation, Reduktion und Redoxreaktion). Hierbei wird im Unterricht häufig die historische Begriffsbildung nachvollzogen.
Man unterscheidet in
- qualitative oder klassifikatorische Begriffe
- komparative oder typologische Begriffe
- quantitative Begriffe.
Beim Prozess der Begriffsbildung sind folgende Denkoperationen wichtig:
- Vergleichen mit Bekanntem
- Differenzieren (Herausstellen von Unterschieden)
- Abstrahieren (Vernachlässigen von unwesentlichen Merkmalen)
- Generalisieren (Verallgemeinern, Festlegung eines Satzes charakteristischer Merkmale)
- Typisieren bzw. Klassifizieren (Zuordnung zu bekannten Begriffen)
Im Chemieunterricht soll zudem konsequent mit den Größen und Einheiten
umgegangen werden. Das Rechnen sollte mit Größengleichungen erfolgen.
Folgende für den Chemieunterricht wichtige Größen und Einheiten sind durch das SI-System
international normiert und in Deutschland per Gesetz festgelegt:
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Masse m (kg)·
Energie W (J)·
Stoffmenge n (mol)·
molare Masse M (g/mol)·
Atommasse m (g oder u)·
molares Volumen Vm (L/mol)·
Avogadro-Konstante NA (1/mol)·
Massenanteil w (g/g oder % oder ppm oder ppb)·
Stoffmengenanteil x (mol/mol)·
Volumenanteil j (L/L oder %)·
Stoffmengenkonzentration c (mol/L)·
Massenkonzentration r * (g/L)·
Volumenkonzentration s (L/L)
Literatur:
·
siehe Literatur zur Fachdidaktik·
Begriffe Praxis der Naturwissenschaften Chemie 5/1998·
Brink DIN 32641 - Chemische Formeln Praxis der Naturwissenschaften Chemie 2/2000·
Kullbach Mengenberechnungen in der Chemie Verlag Chemie·
Brinkmann Rechnen mit Größen in der Chemie Diesterweg/Salle-Sauerländer·
Stegmüller/Baumgarten Chemisches Rechnen Diesterweg-Sauerländer
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